Neuengamme war das zentrale Konzentrationslager für Nordwestdeutschland.

Ende 1938 wurde es als Aussenlager des KZ Sachsenhausen in einer stillgelegten Ziegelei nahe Hamburg errichtet. Im Frühsommer 1940 wurde es schließlich zum eigenständigen Konzentrationslager und damit Gefängnis für zehntausende Häftlinge aus allen besetzten Ländern Europas.

Insgesamt kamen im Hauptlager Neuengamme, den Aussenlagern und auf den Todesmärschen der Evakuierung mindestens 42.900 Menschen ums Leben. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Dokumentations- und Gedenkort.

↑ Kurzdokumentation über das KZ Neuengamme (etwa 4 Minuten)

Konzentrationslager für
Nord-West-Deutschland

Im KZ Neuengamme und seinen über 85 Aussenlagern mussten die Häftlinge Schwerstarbeit bei Rüstungs- und Bauprojekten der Kriegsindustrie leisten. Das Leben im Hauptlager war schon von Beginn an durch unmenschliche Umstände geprägt: In einfachen Holzbaracken schliefen die Häftlinge zunächst dicht gedrängt am Boden. Erst nach drei Jahren wurden die Holzbaracken des Lagers mit dreistöckigen Holzliegen, Spinden, Tischen und Bänken ausgestattet. Dennoch waren in den jeweils 50×8 Meter messenden Blocks jeweils zwischen 300 bis 600 Menschen eingepfercht.

1943/44 wurden zwei große Steinbauten errichtet, die je vier “Blocks” umfassten. Diese “Blocks” wurden mit je etwa 500 bis 700 Häftlingen belegt, zwei, manchmal sogar drei Gefangene mussten sich ab 1944 hier je eine Bettstelle teilen.

Bei der Vergabe der Schlafplätze galt wie im gesamten Lageralltag das Recht des Stärkeren. Gewalt, Willkür, Hunger und Krankheiten dominierten den Existenzkampf, dem die Gefangenen ausgeliefert waren.

Die Kleidung der Häftlinge bestand aus gestreiften Hosen, Jacken und Mützen, die bei allen Witterungsbedingungen getragen werden mussten. Als Verpflegung dienten Wasser, Malzkaffee, Brot, Brei und Suppe. Durch Hunger und schlechte hygienische Bedingungen im Lager kam es immer wieder zu Krankheit und Todesfällen. Die Häftlinge wurden im Klinkerwerk und verschiedenen Baukommandos zur Arbeit gezwungen, nach der Bombardierung Hamburgs auch zur Trümmerbeseitigung.

Willi Neurath mit ehemaligen Neuengammer Mithäftlingen im Sommer 1945 in Neustadt.

Im März 1945 begann die Evakuierung des Hauptlagers: Zu Fuß oder in Güterwaggons wurden die Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen, auf so genannten Todesmärschen, zu verschiedenen Auffanglagern transportiert. Als hier kein Platz mehr zur Verfügung stand, beschlagnahmte der NSDAP-Gauleiter von Hamburg, Karl Kaufmann, mehrere Schiffe, darunter die [intlink id=“2680″ type=“page“]Cap Arcona[/intlink].

In Lübeck wurden die Schiffe mit über 9.000 Häftlingen beladen. In den Laderäumen zusammengefercht, starben viele von ihnen an Hunger, Durst und Krankheiten. Auch Willi Neurath wurde an Bord der [intlink id=“2680″ type=“page“]Cap Arcona[/intlink] gebracht und überlebte als einer von nur 450 Menschen den der Nationalsozialisten geltenden Luftangriff der Royal Air Force am 3. Mai 1945 auf die Gefangenenflotte.

Insgesamt kamen im Hauptlager Neuengamme, den Aussenlagern und auf den Todesmärschen der Evakuierung mindestens 42.900 Menschen ums Leben. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Dokumentations- und Gedenkort.

Willi Neurath in Neuengamme

Am 16. Oktober 1944 wurde Willi Neurath ins KZ Neuengamme überstellt. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 57680. Nach seiner Haft im [intlink id=“2675″ type=“page“]KZ Buchenwald[/intlink] bei Weimar und einem letzten Besuch durch seine Frau Eva verlor sich durch diese Verlegung der Kontakt der beiden.

In den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs wurde das Lager evakuiert. Als der Platz in den Ausweichlagern knapp wurde, brachte man die Gefangenen auf verschiedene Schiffe, die zu schwimmenden Gefängnissen werden sollten.

Unter ihnen befand sich auch Willi Neurath. Im Rahmen der Evakuierung des KZ Neuengamme bei Hamburg im März 1945 trat Willi Neurath einen sogenannten Todesmarsch Richtung Lübeck an. Dort kam er an Bord der [intlink id=“2680″ type=“page“]Cap Arcona[/intlink].

KZ Gedenkstätte Neuengamme

Als die britischen Truppen im Mai 1945 zum Gelände des KZ Neuengamme vorstießen, fanden sie nur leere Gebäude, deren grausame Vergangenheit nicht ersichtlich war.

Ab Anfang Juni 1945 wurde das ehemalige KZ durch die britische Besatzung als Internierungslager genutzt. Hier wurden SS-Angehörige, zivile Funktionsträger des NS-Staates und mutmaßliche Kriegsverbrecher inhaftiert. Das Internierungslager wurde am 13. August 1948 geschlossen und bereits kurze Zeit darauf durch die Stadt Hamburg als Gefängnis genutzt.

Die Holzbaracken im ehemaligen Häftlingslager wurden abgerissen und 1950 durch einen großen Neubau ersetzt. Nahezu alle in der KZ-Zeit errichteten Steingebäude wurden als Haft- und Verwaltungsgebäude oder Werkstätten weiter genutzt.

Teile des SS-Lagers und das Kommandantenhaus dienten als Wohnungen für Gefängnisbedienstete. Später entstand auf dem Gelände ein zweites Gefängnis durch einen weiteren Neubau.

Erst durch öffentlichen Druck wurde das Gelände zu einer Gedenkstätte für die Opfer der NS-Zeit gewandelt. 1989 wurde die Verlagerung der Gefängnisse beschlossen, aber erst 2006 schloss das erste, 2006 das zweite Gefängnis und die Neubauten wurden abgerissen.
Heute umfasst die Gedenkstätte hierdurch wieder fast das gesamte ursprüngliche Areal des Konzentrationslagers.

Weitere Informationen über die Dauerausstellung, die einzelnen Abschnitte der Gedenkstätte, sowie aktuelle Sonderausstellungen finden Sie auf der Website der Gedenkstätte:

Website der Gedenkstätte Neuengamme

Wir danken allen Mitarbeitern der KZ Gedenkstätte Neuengamme für ihre Unterstützung bei unseren Recherchen und Dreharbeiten.

©2024 Sebastian Kentzler und Tatjana Krause</strong

 

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