Hauptwerk unserer Masterthesis ist ein Kurzfilm, der die Geschichte von Willi und Eva Neurath erzählt. Diese ist eng mit dem Untergang der Cap Arcona verknüpft und spielt an vier Stationen der Deportation, die wir in entsprechenden Online-Dokumentationen genauer beleuchten.

Nach einer Phase der intensiven Recherche, Konzeption und Planung begannen wir im Frühjahr 2015 mit der Realisation des Kurzfilms. In drei unabhängigen Drehabschnitten entstanden so die Aufnahmen zum Film – lesen Sie hier mehr über die Recherche, Vorplanung und Realisation des Films.

Vordreh: Neuengamme + Neustadt

Tag 1 – Neuengamme

Wir fuhren bereits zum Gedenktag im Jahr 2012 das erste Mal nach Neuengamme und Neustadt. Es waren die ersten Stationen der Geschichte von Willi und Eva Neurath, die wir persönlich besuchten. Hier entstanden bereits erste Aufnahmen für die Dokumentation über das KZ Neuengamme, das bei unserem ersten Besuch leider geschlossen war.

Tag 2 – Gedenkfeier, -fahrt und Vortrag

Am zweiten Tag unserer Studienreise und des Doku-Drehs besuchten wir zunächst die Gedenkveranstaltung am Ehrenfriedhof und dem großen Mahnmal am Neustädter Strand. Hier entstanden erste Aufnahmen für die Dokumentation „Gedenken
heute“ und wir schnitten erste Teile eines Vortrags von Wim J. Alosery, einem der Überlebenden des Untergangs mit.
Am Mittag fuhren wir an diesem Tag mit der deutschen Marine zur Untergangstelle der Cap Arcona. Große Teile des Wracks liegen bis heute am Grund der Lübecker Bucht. Angehörige erwiesen den
Opfern mit Kränzen und Blumen die letzte Ehre.
Im Anschluss an diese Exkursion fuhren wir zum Hauptvortrag von Wim J. Alosery, in dem er seine persönliche Geschichte zum Untergang der Cap Arcona erzählte. Wir filmten hierbei große Teile des Vortrags für unsere entsprechende Dokumentation.
Am Abend dieses ereignisreichen Drehtags führten wir schließlich noch ein Interview mit dem damaligen Leiter des Cap Arcona Museums und Organisator der Gedenktage in Neustadt, Wilhelm Lange.

Tag 3 – Am Strand von Neustadt und Ausstellung in Neuengamme

Am Morgen des Rückreisetags besuchten wir noch einmal den Strand von Neustadt und fertigten Aufnahmen der Lübecker Bucht, der Hinweis- und Gedenktafeln und des Mahnmals am Ehrenfriedhof für unsere Print- und Online-Dokumentation an.

Anschließend machten wir auf der Rückfahrt erneut in der Gedenkstätte Neuengamme Halt, um die Dauerausstellung zu besuchen, uns über den Ort zu informieren und weitere Aufnahmen anzufertigen.

Drehplanung und -vor­bereitungen

Storyboard

Nach langer Konzeption und der Suche nach dem besten Medium zur Aufarbeitung der Geschichte von Eva und Willi Neurath, sowie eingehenden historischen Recherchen, erstellten wir eine erste Version des Drehbuchs und entwickelten daraus eine erste Fassung des Storyboards. In dieser Phase recherchierten wir zahlreiche Details der Handlung, der Schauplätze, Requisiten, Kostüme, beteiligten Personen etc. um möglichst nah an den historischen Tatsachen der Geschichte zu bleiben. In diesem Stadium kürzten wir auch bereits Nebenstränge der Handlung und arbeiteten wichtige Aspekte heraus.

Schauspieler

Als die erste Fassung unseres Drehbuchs und damit der Bedarf an zu besetzenden Rollen feststand, suchten wir über die Plattform puksbar.de und unsere Projektwebsite www.4-5-45.de nach Darstellern.
Allein für die zu besetzenden Hauptrollen erreichten uns über hundert Bewerbungen von verschiedensten Charakteren. In verschiedenen Durchgängen filterten wir die potentiellen Darsteller für die
Rollen der Eva und Willi und reduzierten die Anzahl der Bewerber so. Anschließend nutzten wir ein Formular auf unserer Projektwebsite um weitere Details der Bewerber abzufragen und einen groben Zeitraum für den Dreh einzukreisen.

Als wir so alle relevanten Informationen zusammen getragen hatten, suchten wir nach geeigneten Paarungen der Eva- und Willi-Darsteller. Mit den so ausgewählten Schauspielern trafen wir uns schließlich zu einem persönlichen Gespräch und wählten unsere finale Besetzung aus.

Crew + Helfer

Als unser Drehbuch und die Hauptbesetzung stand, konnten wir auch einen groben Zeitraum für die Dreharbeiten einkreisen und so geeignete Helfer und Crew-Mitglieder rekruitieren.

Technik + Equipment

Anhand des ersten Storyboards konnten wir eine Bedarfsliste für Technik und Equipment erstellen. In enger Abstimmung mit unserer Budget- und Termin­planung sowie unserer Reiseplanung (Transport der Technik) wählten wir so das benötigte Material aus. Dabei griffen wir sowohl auf eigene Geräte, die Ausleihe der HS Düsseldorf und gewerbliche Verleiher zurück.

Kostüme

Als wir unsere erste Storyboard-Fassung erstellt hatten, begannen wir bereits, die benötigten Kostüme für jeden Charakter zu planen. Dabei mussten wir leider im Verlauf der Planungen den erwarteten Bedarf wiederholt nach oben korrigieren, um alle auftretenden Figuren möglichst authentisch auszustatten. Im Vorfeld klärten wir auch rechtliche Gegebenheiten ab, da wir mit Symbolen arbeiten würden, die als verfassungswidrig eingestuft sind.

Auch die Suche nach einem geeigneten Verleiher, der einerseits unseren Bedarf an Kostümen erfüllen konnte und dies auch wollte, stellte sich dadurch als zunächst recht schwierig heraus. Nach zahlreichen erfolglosen Anfragen und mit einer offiziellen Erklärung unserer Hochschule fanden wir schließlich aber in der Firma Theaterkunst GmbH aus Berlin einen geeigneten Dienstleister. In enger Zusammenarbeit mit der Kostüm­abteilung unseres Verleihers stimmten wir die verschiedenen Kostümbilder ab.

Requisiten

Für verschiedene benötigte Requisiten recherchierten wir im Antiquitätenhandel nach geeigneten Vorlagen – wie z.B. für Evas Kennkarte, die sie dem SS-Wachmann in Buchenwald aushändigen muss. Diese bildeten wir dann in Illustrator im Detail nach und erstellten so die Filmreplik von Eva Neuraths Kennkarte. Andere Details der Handlung, wie die Rasur Willi Neuraths in Buchenwald mit einer elektrischen Schermaschine stimmten wir mit Historikern der Gedenkstätten ab.

Kulissen + Drehorte

Anhand unseres Storyboards suchten wir auch nach geeigneten Drehorten und Kulissen zur Verfilmung der Geschichte. Vor allem der Folter­keller der Gestapo im El-De-Haus stellte dabei eine besondere Hürde da. Da Spielszenen in der Gedenkstätte nicht erlaubt sind, mussten wir einen ähnlichen Schauort finden, in dem wir die Film­szenen drehen konnten. Wir fanden ihn schließlich in Form eines im Original erhaltenen Hochbunkers in Gelsenkirchen. Dieser stellte visuell eine ideale Kulisse dar, sollte aber für Mensch und Material beim Dreh aufgrund von Kälte und Staub eine große Herausforderung darstellen.

Die Szenen des Wiedersehens von Eva und Willi am Strand von Neustadt planten wir von vorn ­herein am Originalschauplatz umzusetzen. Die Ostsee und vor allem die Lübecker Bucht bietet eine unverwechselbare Atmosphäre und Farb­gebung, die uns im Film sehr wichtig war.

Reiseplanung

Entsprechend dieser Vorgaben planten wir, nachdem wir zwei Drehwochen fest abgesteckt hatten und uns auf Schauplätze festgelegt hatten, die Fahrten aller Beteiligten und des benötigten Equipments. Da unsere Dreharbeiten in einer Woche an drei Orten in NRW stattfinden und in der anderen Woche in Neustadt, Neuengamme, Scharbeutz und Buchenwald, war dies ein nicht zu unterschätzender Budget- und Planungsfaktor.

Finanzierung

Um die Dreharbeiten und alle damit verbundenen Kosten zu tragen, suchten wir parallel zur Drehplanung und -organisation nach Sponsoren und Geldgebern. Zuletzt starteten wir dabei auch eine Crowdfunding-Aktion auf dem deutschen Pendant zu kickstarter – startnext.com.
Diese Aktion war mit einem enormen zusätzlichen Aufwand verbunden, aber wir fanden schließlich 17 Kleinspender, erhielten eine Unternehmenspende und einen Zuschuss unserer Hochschule über das Institut Bild.Medien.

Dreharbeiten: Woche 1

Tag 1 – Erkrath + Gelsenkirchen

Unsere Dreharbeiten begannen mit der Szene des Kennenlernens zwischen Eva und Willi. Diese drehten wir in einem Privathaus in Erkrath, dass uns eine passende Kulisse bot.

Nach dem Aufbau der Technik und Vorbereitung der Darsteller drehten wir in fünf Stunden alle nötigen Einstellungen für die geplante Szene.

Anschließend mussten wir schnellstmöglich nach Gelsenkirchen, um mit weiteren Mitgliedern unseres Drehteams den Aufbau und Drehbeginn im Hochbunker in Gelsenkirchen zu bewältigen.

Da wir am Vortag keinen Zugang zum Bunker erhalten hatten, mussten wir an diesem Tag also neben dem geplanten Dreh auch den Transport und Aufbau der Technik bewältigen.

Schließlich drehten wir an diesem Tag wie geplant die Szenen, die Willi Neurath und Evas Stiefvater in Vechta zeigen.
Parallel arbeiteten wir in an Fotos der Darsteller, die wir ebenfalls in der Bunkerkulisse anfertigten um sie später für Plakate etc. nutzen zu können.

Tag 2 – Essen + Gelsenkirchen

Am Morgen des zweiten Drehtags stand ein weiteres Fotoshootg auf dem Plan, in dem wir unsere Hauptdarsteller, Fynn Zinapold und Laura Ehrich, für Plakate und weitere Begleitmedien ablichteten. Ebenfalls drehten wir hier, im Unperfekthaus in Essen, die Szene der Hochzeit zwischen Eva und Willi Neurath.

Am Nachmittag dieses Drehtages setzten wir die Szene der Verhaftung und Verhöre von Willi Neurath im Keller des El-De Hauses um. Drehort hierfür war wieder der Hochbunker in Gelsenkirchen, da Spielszenen in der Gedenkstätte des El-De Haus untersagt sind.

Tag 3 – Essen + Gelsenkirchen

Im Unperfekthaus in Essen drehten wir an diesem Morgen die wahre Begebenheit, des letzten Besuchs Evas im KZ Buchenwald. Hierzu konnten wir aus Kosten- und Logistikgründen nicht mit allen Darstellern und Helfern zum Originalschauplatz, daher drehten wir diese Szene vor Bluescreen.

Am Nachmittag des dritten Drehtags vollendeten wir diesen Drehabschnitt erneut im Hochbunker in Gelsenkirchen mit den letzten Haft-Szenen und schossen noch einige Schnittbilder der historischen Kulisse, bevor wir die Technik abbauten und abtransportierten.

Dreharbeiten: Woche 2

Tag 1 – Köln

Einen Tag vor unserer Fahrt nach Neustadt entstanden in Köln weitere Greenscreen-Aufnahmen: So drehten wir u.a. die Rasur Willi Neuraths bei seiner Ankunft im KZ Buchenwald und Szenen der Haft von Evas Stiefvater.

Tag 2 – Neustadt

Wir reisten bereits einen Tag vor unserer Crew und den Schauspielern in Neustadt an, um einen reibungslosen Ablauf vor Ort sicherzustellen. Als am folgenden Tag die zweite Hälfte des Drehteams eintraf, machten wir einen Zwischenstopp in Neuengamme und drehten dort am einzigen erhaltenen Zaunabschnitt des ehemaligen Konzentrationslagers die Szene des kurzen Besuchs zwischen Eva und Willi. Anschließend reisten wir alle zu unserer Unterkunft in Neustadt und be­sprachen das Programm der nächsten Tage.

Tag 3 – Neustadt

Am Morgen des zweiten Drehtages in Neustadt drehten wir wie geplant die Szene zwischen Eva und der Hausdame Martha an einem kleinen Häuschen mit Reetdach in Strandnähe. Dabei nutzten wir die natürlich vorhandene Sonne zur authentischen Beleuchtung der Szene, hellten Schattenpartien mit Reflektoren auf und brachen zu harten Lichteinfall mit einem großen Diffusor. Da wir hier leider keinen ganzen Strandabschnitt großräumig absperren konnten, mussten wir bei den Dreharbeiten immer wieder auf Fußgänger und natürlich vorhandene Umgebungsgeräusche achten.

Am Nachmittag des zweiten Drehtags war die Szene des Wiedersehens zwischen Eva und Willi am Strand von Neustadt geplant. Diese setzten wir hier auch um und nutzten dabei wieder die natürlich vorhandene Beleuchtung und Umgebung zur authentischen Umsetzung der Szene.

Am Abend dieses längeren Drehtags filmten wir letzte Szenen von Willi an Bord der Cap Arona vor Greenscreen. Dabei leuchteten wir die Szene mit verschiedenen Scheinwerfen gezielt aus und planten, den Hintergrund in der Post-Produktion zu ersetzen.

Tag 4 – Neustadt

An diesem Tag drehten wir zunächst den Weg von Willi an Bord der Cap Arcona. Anschließend drehten wir an einem geeigneten Strandabschnitt noch das Aufwachen von Willi am Morgen des 4. Mai am Strand von Neustadt, bevor unsere Schauspieler und Helfer die Heimreise nach NRW antraten.

Wir fuhren nach einer Organisationsbesprechung mit dem Direktor des Cap Arcona Museums, Herrn Wilhelm Lange, anschließend nach Weimar, um dort am nächsten morgen in Buchenwald Filmaufnahmen anzufertigen.

Tag 5 – Buchenwald

Der Tag in Buchenwald war für uns eine Kombination aus bewegender Besichtigung und professionellem Drehtag. Wir fertigten hier sowohl Aufnahmen für die Dokumentation zum KZ Buchen­wald, als auch die Hintergründe für die hier spielende Bluescreen-Szene an.

Zusatzdrehs

Bochum: Eisenbahnmuseum

Nach vielen vergeblichen Anfragen und Recherchen konnten wir am Ostersonntag auf dem Gelände des Eisenbahnmuseums Bochum die Zwischensequenzen zu Willi Neuraths Verlegung von Köln nach Buchenwald und von dort nach Neuengamme drehen. Für die Aufnahmen war Schnelligkeit und Flexibilität gefragt, da die historischen Wagen an diesem Tag nur sehr rar fuhren. Die extreme Wucht der Stahlriesen übertrug sich aber letztlich eindrucksvoll im Bild und uns gelang eine Aufnahme, die als künstlerisches Zitat von “Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat“ der Gebrüder Lumière zu verstehen ist.

Leverkusen: Sportzentrum

An frühen Morgen dieses Drehtags erhielten wir von Sportzentrum Leverkusen die Erlaubnis, vor offiziellem Betriebsbeginn im Aussenbecken des Schwimmbads die Unterwasserszene zur Er­öffnung unseres Kurzfilms zu drehen. Mit einer gemieteten, wasserdichten GoPro Kamera und einer Menge sportlichem Einsatz entstanden so die außer­gewöhnlichen Aufnahmen.

Köln

In Köln drehten wir an zwei Tagen und diversen Standorten verschiedene Szenen für den Kurzfilm und für die Dokumentation über das El De Haus in Köln. In letzterem filmten wir ein Interview mit dem Direktor des NS Dokumentationszentrum, Dr. Werner Jung, und sammelten Impressionen des Hauses. An einem anderen Drehtag filmten wir in der Kölner Altstadt Zwischenszenen zur Ver­haftung Willi Neuraths und ein Panorama der Kölner Altstadt als Establishing Shot im Kurzfilm.

©2024 Sebastian Kentzler und Tatjana Krause</strong

 

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