Nur wenige Kilometer entfernt von Weimar ließ die SS 1937 ein Konzentrationslager errichten. Schon bald wurde Buchenwald zum Synonym für das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager.
Nach Kriegsbeginn wurden Menschen aus ganz Europa nach Buchenwald verschleppt. Im KZ auf dem Ettersberg und seinen 136 Außenlagern waren insgesamt über 250.000 Menschen inhaftiert. Die SS zwang sie zur Arbeit für die deutsche Rüstungsindustrie.
Am 11. April 1945 erreicht eine Panzerdivision der US-Armee das Konzentrationslager Buchenwald. Es ist das erste intakte, nicht bereits evakuierte Lager, dass die Truppen der Alliierten erreichen.
↑ Kurzdokumentation über das KZ Buchenwald (Spielzeit etwa 4:30 Minuten)
Entstehung des Lagers
Auf einem großflächeigen Areal lies die SS 1937 den Wald auf dem Ettersberg roden um das neue KZ zu errichten. Hierzu wurden Insassen des KZ Sachsenhausen verlegt und zur Arbeit am Bau genötigt. Das neue Lager sollte Gefängnis für alle werden, die nicht in das System der Nationalsozialisten passten: politische Widerständler, Zeugen Jehovas, vorbestrafte Kriminelle, Wohnungslose, Homosexuelle, Juden, Sinti, Roma, Kriegsgefangene.
Auch Willi Neurath wurde als verurteilter Kommunist nach den brutalen Verhören im Kellergefängnis der Gestapo-Zentrale, dem El-de-Haus, in Köln, ins KZ Buchenwald verschleppt. Zu diesem Zeitpunkt war das Lager bereits um zahlreiche Aussenlager erweitert worden, insgesamt fast 100.000 Menschen wurden hier gefangen gehalten. Die Insassen wurden von der SS zur Arbeit für die deutsche Rüstungsindustrie gezwungen.
Briefe aus Buchenwald
Originalbrief von Willi Neurath an seine Frau Eva, aus dem Konzentrationslager Buchenwald vom 3. August 1944
(gelesen von Fynn Zinapold, Quelle der Abbildung: offenes-archiv.de)
Das größte KZ des Deutschen Reichs
Bis zum Ende des Krieges wuchs das KZ Buchenwald zum größten Konzentrationslager im Deutschen Reich an: mit dem Hauptlager auf dem Ettersberg und 136 Außenlagern waren hier über 250.000 Menschen inhaftiert. Über 56.000 Menschen starben in dieser Zeit an Folter, medizinischen Experimenten und Auszehrung. In einer eigens errichteten Tötungsanlage wurden über 8.000 sowjetische Kriegsgefangene erschossen.
Widerstand im KZ Buchenwald
Die interne Organisation in den Konzentrationslagern wurde durch die SS an sogenannte Funktionshäftlinge übertragen. Zunächst wurden diese Aufgaben an kriminelle und nicht an politische Häftlinge vergeben. Als sich 1939 mit dem Nichtangriffspakt zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion der politische und ideologische Graben abzuflachen schien, gelang es auch politischen Häftlingen, schrittweise Funktionen im Lager zu übernehmen. Kommunisten, das wusste die SS, waren in der Lage, Menschen zu organisieren. Außerdem waren sie über ihre Parteien bereits international vernetzt, was aus Sicht der Lagerleitung ein großer Vorteil war: denn in den Lagern saßen Häftlinge aus ganz Europa.
Als die Nationalsozialisten ihren Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion durch den Überfall auf ebendiese brachen, verloren zunächst auch die kommunistischen Häftlinge ihre Stellung in den Lagern, konnten diese jedoch allmählich wieder gewinnen.
Auch wenn der Handlungsspielraum der Funktionshäftlinge gering war, und sie jederzeit durch Absetzung oder ihre Ermordung bedroht waren, nutzen sie ihn mit maximalem Nutzen. So konnten sie kranke Häftlinge durch die Unterbringung im Krankenbau schützen, durch gezielte Arbeitseinsätze und Verlegungen bestimmter, zuverlässiger Widerständler Sabotage betreiben oder durch Ausbildung im Lager auch jüngere Gefangene vor dem sicheren Tod bewahren.
Als das Lager Buchenwald im Frühjahr 1945 vor den vorrückenden Alliierten evakuiert werden sollte, um Spuren zu beseitigen, behinderten, sabotierten und boykottierten sie dies und riefen sogar die anrückende 3. US-Armee per Funk um Hilfe. Am 11. April 1945 konnten die Häftlinge schließlich die letzten verbliebenen 125 Bewacher festnehmen und die Leitung über das Lager übernehmen. Sie öffneten die Tore und hissten die weiße Fahne.
Verlegung nach Neuengamme
Im Sommer 1944 gelang es Willi Neuraths Ehefrau Eva ohne Voranmeldung ihren Mann im Konzentrationslager Buchenwald zu besuchen. Nur mit der Kraft der Worte schafft sie es, an den Wachposten des äußeren Bewachungsrings vorbei ins Lager zu gelangen: Durch einen SS-Wachmann, der zufällig ihre Muttersprache litauisch sprach.
Ein halbes Jahr nach diesem Besuch von Eva im Konzentrationslager wurde Willi Neurath in das [intlink id=“2678″ type=“page“]KZ Neuengamme[/intlink] bei Hamburg gebracht. Der Briefkontakt brach damit endgültig ab, Eva Neurath erfuhr nicht, wo ihr Mann nun gefangen gehalten wurde.
Buchenwald heute
Am 11. April 1945 wurde das Hauptlager des KZ Buchenwald von der US Armee erreicht. Nur 21.000 Häftlinge erlebten die Befreiung.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Buchenwald von 1945-1950 als eines von insgesamt 10 Lagern und 3 Gefängnissen in der sowjetischen Besatzungszone als Internierungslager für Deutsche genutzt. Hier wurden lokale NSDAP-Funktionstraäger, Jugendliche und Denunzierte gefangen gehalten. Jeglicher Kontakt nach außen wurde verhindert und es gab keine Gerichtsverfahren. Über 7000 der 28.000 Insassen starben in dieser Zeit an Hungerkrankheiten. Kurz nach der Gründung der DDR wurde das Lager schließlich von den Sowjets aufgelöst.
Bei den Massengräbern des KZ am Südhang des Ettersberges errichtete die Führung der DDR 1958 ein monumentales KZ-Denkmal, das jedoch vorrangig als Nationaldenkmal dienen sollte. Die Rolle kommunistischer Widerstandskämpfer wurde hierbei übermäßig betont, andere Häftlingsgruppen wurden weitestgehend vernachlässigt. Durch diese Maßnahme sollte der Führungsanspruch der SED in der DDR weiter bestärkt werden.
Im Rahmen der Wiedervereinigung Deutschlands wurde auch die gesamte Gedenkstätte des KZ Buchenwald neu konzipiert um diese einseitige Darstellungsweise auszugleichen. Die gesamte Ausstellung wurde neu aufgearbeitet.
Heute ist das Gelände ein Ort des Gedenkens und der Dokumentation.
Wir danken allen Mitarbeitern der KZ Gedenkstätte Buchenwald für ihre Unterstützung bei unseren Recherchen und Dreharbeiten.